Hammelburg. Am 9. November fanden sich 40 Vertreter der Kirchenvorstände des Dekanatsbezirks Lohr zur jährlichen Herbstsynode im Martin-Luther-Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Hammelburg zusammen, um in ihrer Funktion als höchstes Gremium des Dekanatsbezirks über aktuelle und mittelfristige Entwicklungen zu diskutieren und gemeinsame Beschlüsse zu fassen. Im Dekanat Lohr leben ca. 16.000 evangelische Christen in 22 Kirchengemeinden von Bad Brückenau im Norden über Hammelburg, Gemünden und Lohr bis nach Marktheidenfeld im Süden.
Beim diesjährigen Treffen stand mit der Transformation der evangelischen Kirche eine seit Jahren eingeläutete Entwicklung im Mittelpunkt, die Entscheidungen auf allen Ebenen der Kirchenleitung beeinflusst, Einschnitte finanzieller und personeller Art bedeutet und die Gemeinden und ihre gewählten Kirchenvorstände stark bewegt.
Eröffnet wurde die Synode mit einem Abendmahlsgottesdienst in der evangelischen Kirche St. Michael. Dabei würdigte Dekan Roth fünf Geistliche, die in diesem Jahr ein Jubiläum ihrer Ordination feierten: Michael Kelinske (Lohr, 10 Jahre), Niels Hönerlage (Weißenbach, 5 Jahre), Thomas Kohl (Dittlofsroda, 15 Jahre), Eva Schürmann (Pfarrerin im Schuldienst in Lohr, 25 Jahre) und Barbara Weichert (Zeitlofs, 35 Jahre). Sekretärin Martina Klein dankte er für 35 Jahre treue Dienste im Dekanatsbüro. Ines Hirsch aus der Kirchengemeinde Lohr wurde nach ihrer Ausbildung zur ehrenamtlichen Notfallseelsorgerin in ihren Dienst eingesegnet.
Nach der offiziellen Eröffnung der Synode durch Präsidiumsmitglied Martin Hentschel sprach Dr. Gerhard Gronauer, Referent der Regionalbischöfin Gisela Bornowski (Ansbach) zu den anstehenden Veränderungen der Kirchengemeinden und Dekanatsbezirke.
Wir werden kleiner und weniger – Verlust von Vertrauen in Zahlen
Gronauer benannte zunächst die Situation anhand von Zahlen, die es zu akzeptieren gelte: Ein zu erwartender Mitgliederrückgang von bis zu 50 % bis 2035, ein Rückgang des hauptamtlichen Personals ebenfalls um 50% (gegenüber 2019), Einsparungen von jährlich 200 Mio. € im Haushalt der Landeskirche und Verringerung der Anzahl der Dekanate um ein Drittel, um nur einige davon zu nennen. Auch Kirchen, Pfarrhäuser und Gemeindehäuser werden künftig mit deutlich weniger finanziellen Mitteln auskommen müssen als bisher. Entwidmungen von Pfarrhäusern und sogar Kirchen, sowie Verkäufe von Immobilien seinen bereits jetzt Realität.
So unabwendbar diese Strukturveränderungen sind, so notwendig sei es, dass die Transformation der Kirche, der „Umgang mit der Krise“ gezielt gestaltet werde. Es sei eine wichtige Entscheidung, ob man sich dabei mehr von Hoffnung oder von Resignation leiten lasse.
An dieser Stelle entspann sich eine rege Diskussion mit dem Referenten, da einigen Synodale die Nachteile der zukünftigen Strukturen große Sorgen bereiteten, wie z.B. zu große Führungsspannen im Pfarrkollegium, weniger Vertrautheit und gegenseitige Unterstützung der Hauptamtlichen durch zu große Gebiete, zu weite Fahrtstrecken etc.
Vom Akzeptieren zum Gestalten
Dr. Gronauer begegnete diesen Befürchtungen mit positiven Impulsen: Ein Dekan bzw. eine Dekanin könne sich mit den geplanten Mindeststellenanteilen von 75% künftig mehr auf Führungsaufgaben konzentrieren, anstatt „nebenbei“ noch Pfarrer oder Pfarrerin einer Gemeinde mit zahlreichen Aufgaben zu sein. Pfarrerinnen und Pfarrer können sich künftig besser gegenseitig unterstützen und entlasten, wenn die Stellen Regionen statt Gemeinden zugewiesen werden, und man innerhalb der Region je nach Fähigkeiten Aufgaben verteilen kann.
Besonders wichtig zur erfolgreichen Gestaltung der Veränderungen sei die bei der Synode im letzten Jahr bereits ausführlich thematisierte regionale Zusammenarbeit. Es werde nicht mehr in allen Gemeinden alles angeboten werden. Bereits jetzt vernetzen sich Nachbargemeinden bündeln Kräfte und Ressourcen, z.B. in gemeinsamem Konfirmandenkurs und Gottesdiensten. Zusammenarbeit und Ergänzung seien dabei wesentliche Stichworte. Außerdem brauche es nicht zuletzt eine gewisse Fehlertoleranz, denn Neues müsse ausprobiert werden. „Nicht jeder Same fällt auf fruchtbares Land, aber die Verheißung ist: Am Ende wird es genügend fruchtbares Land geben“ (Markus 4,1-9). Die Kirche von Jesus Christus „ist nicht mit der der in die Krise gekommenen „Volkskirche“ identisch, aber die Kirche von Jesus Christus hat auf alle Fälle Zukunft“, so Gronauer. Dekan Roth ergänzte diese Informationen in seinem Bericht durch Einblicke ins kirchliche Leben im Dekanat sowie durch Ausblicke auf kommende Veranstaltungen. Dabei dankte er allen Anwesenden für die Mitarbeit und betonte die vernetzende und stärkende Bedeutung der Dekanatssynode. Geehrt wurde Fred Hilsdorf aus Geroda, der 37 Jahre Mitglied der Synode war und davon 34 Jahre im Dekanatsausschuss und 18 Jahre im Präsidium mitwirkte.