Lohr a. Main. Am 11. November fanden sich 50 Synodale aus den 22 Kirchengemeinden des evangelischen Dekanats Lohr zur jährlichen Herbstsynode zusammen, um in ihrer Funktion als höchstes Gremium des Dekanatsbezirks über aktuelle und mittelfristige Entwicklungen zu diskutieren und gemeinsame Beschlüsse zu fassen. Beim diesjährigen Treffen stand die Zusammenarbeit der Gemeinden im regionalen Raum im Mittelpunkt.
Von Minderheiten und Jubiläen
Eröffnet wurde die Synode mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Auferstehungskirche. Dekan Roth beschrieb in seiner Predigt über den neutestamentlichen Jakobusbrief, wie der Verfasser in frühchristlicher Zeit den zerstreuten und in der Minderheit lebenden kleinen Christengemeinden Mut zusprach und sie aufforderte Spaltungen untereinander zu überwinden. Sie sollten nicht nur geduldig sein, sondern die Herausforderungen freudig annehmen, um daran zu wachsen und am Ende gereift und gestärkt aus der schwierigen Situation hervorzugehen. Es sei eine Geschichte, deren Parallelen zur Gegenwart der Kirchen in Deutschland unübersehbar sind.
Anschließend würdigte die Seniorin des Pfarrkapitels Pfarrerin Barbara Weichert aus Zeitlofs die Ordinationsjubiläen von Pfarrer Robert Augustin und Pfarrerin Adelheid Augustin aus Hammelburg (30 und 35 Jahre), Pfarrerin Marina Rauh aus Höllrich (30 Jahre) Dekan Till Roth (25 Jahre) und dem Pfarrer und Krankenhausseelsorger Sebastian Roth aus Lohr/Marktheidenfeld (5 Jahre).
Christen werden das das Wandern lernen – Gemeinden werden Regionen als gemeinsame Gestaltungsräume begreifen
Im Anschluss fand man sich im Gemeindezentrum Ulmer-Haus ein und tagte bis in den Nachmittag. Ein kurzer Rückblick: Die Synode 2022 markierte einen Moment des Innehaltens angesichts der „bröckelnden Großkirchen“ und sie beschritt neue methodische Wege, indem die Teilnehmer ihre persönlichen Erfahrungen, Sorgen und Hoffnungen angesichts der bedrückenden Entwicklung offen aussprechen und erfolgreiche Konzepte aus ihrem Gemeinden austauschen konnten.
Auch die diesjährige Synode führte den Weg des gemeinsamen Austauschs zur Ideenfindung fort. Die Frage ist, wie Gemeinden sich innerhalb ihrer Regionen vernetzen und ihre Kräfte bündeln wollen und können. Als Referent sprach Pfarrer Hans-Herrmann Pompe, der 17 Jahre als Gemeindepfarrer im Rheinland und danach bei midi (der missionarisch-diakonischen Zukunftswerkstatt von Evangelischer Kirche und Diakonie Deutschland) genau solche frischen Ideen und Begegnungsräume entwickelte.
Es ging im Folgenden um die positiven Wechselwirkungen die ein durchdachtes Miteinander von Nachbargemeinden haben kann. Die Gemeinen könnten lernen „einander Glanz“ zu geben. Erfolgreiche Kooperationen könne man nicht von heute auf morgen erzwingen, sondern natürlich nur freiwillig umsetzen, ihr Wachstum aus sich selbst durch Begegnungen und Kommunikation fördern. Pfarrer Pompe machte aber auch deutlich klar: Ein sogenanntes „Vollprogramm“ mit Gottesdiensten, Gruppen und Angeboten, die alle Generationen und Ausrichtungen ansprechen, sei in einzelnen selbst großen Gemeinden künftig kaum mehr zu stemmen.
In ihren regionalen Gruppen besprachen die Synodalen dann anhand der Fragen „Was macht uns aus ?“ und „Wo wollen wir hin ?“, wie genau konkrete Schritte zu einem Miteinander aussehen könnten. Es entstand eine Reihe von Ideen, die nach der Synode weiterverfolgt werden sollen. Gleichzeitig wurde klar, dass die Ausgangslage der Regionen äußerst verschieden ist. Während man mancherorts den Nachbarn erst einmal wahrzunehmen beginnt, wachsen andernorts schon gewollt neue Strukturen, z.B. durch regionale Treffen der Kirchenvorsteher und gemeinsame Konzerte oder Gottesdienste. Die Menschen sollen lernen zu wandern !
Referent Pompe zitierte abschließend den Soziologen Heinz Bude, indem er betonte, dass man nicht im Zweifel stehen bleiben dürfe, sondern nur mit gegenseitigem Vertrauen Beziehungen aufbauen und handeln könne.
Interview zu diakonischer Arbeit
Im Interview ermutigte Geschäftsführer Michael Donath die Anwesenden verstärkt auf das Diakonische Werk zuzugehen, um passende Projekte für die Gemeinden und Regionen zu entwickeln. Er nannte als erfolgreiche Beispiele die Lohrer Angebote „Alltagsbegleiter“ und „Mehrgenerationen-Café“. Hier arbeite Kirche mitten in der Gesellschaft genau dort, wo sie gebraucht werde. Trotz der Kürzungen finanzieller Mittel, die massiv auch die diakonische Arbeit treffen, zeigte sich Herr Donath zuversichtlich, dass die Präsenz des diakonischen Werkes im Dekanat auch in Zukunft erhalten werden könne.
Musikalisch ausgestaltet wurde der Tag von Dekanatskantor und Kirchenmusikdirektor Mark Genzel.
Info: Die Dekanatssynode vertritt öffentlich kirchliche Angelegenheiten und ist zuständig für Gesetzgebung und Rechtsetzung im Rahmen des kirchlichen Selbstbestimmungsrechtes.
Das Ev.-Luth. Dekanat Lohr umfasst Teile der Landkreise Main-Spessart, Bad Kissingen und einen kleinen Teil des Landkreises Aschaffenburg. Hier leben rund 16.200 evangelische Christinnen und Christen in 22 Kirchengemeinden und 13 Pfarreien. Geleitet wird das Evang. Dekanat Lohr seit November 2015 von Dekan Till Roth, Lohr a.Main. www.evang-dekanat-lohr.de