Am Sonntag, 19. März wurde Pfarrer Spittler aus Lohr in einem festlichen Gottesdienst von seinem Dienst entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet. Bericht von Carolin Esgen:
„Ein Pfarrer, der die Seelsorge als Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit sieht und für sich gewählt hat, braucht nicht nur Empathie und Liebe, sondern auch eine große Stärke in sich.“ Herr Bürgermeister Dr. Mario Paul, Lohr, wählte seine Worte mit Bedacht, als er sich bei Herrn Pfarrer Heinrich Spittler für seinen Dienst bedankte. Die Evang.-Luth. Kirchengemeinden Partenstein und Lohr hatten zu einem Festgottesdienst mit Feier des Heiligen Abendmahls in der Evang. Auferstehungskirche Lohr mit anschließendem Empfang eingeladen. Der Einladung waren auch Frau Landrätin Sabine Sitter, Herr Bürgermeister Stefan Amend, Partenstein, Herr Michael Donath, Diakonisches Werk Lohr, Herr Heinz Weigand, Pastoralreferent und kath. Seelsorger im Bezirkskrankenhaus Lohr, Herr Pfarrer Richard Englert, pastoraler Raum Lohr, gefolgt. Der weite Kreis gerade auch unter den gesellschaftlichen Vertretern zeigte die Bandbreite des Einsatzfeldes Pfarrer Spittlers. Knapp zehn Jahre war er evangelischer Seelsorger im Klinikum Main-Spessart, im Bezirkskrankenhaus Lohr und in den Kirchengemeinden Partenstein und Lohr aktiv. In allen Grußworten wurde die Gabe Heiner Spittlers gewürdigt, auf Menschen seelsorglich zuzugehen. Landrätin Sitter sprach die Fähigkeit Pfarrer Spittlers an, das Herz der Menschen öffnen zu können, notwendig gerade an Schnittstellen der Gesellschaft, an Kliniken, die auch als Rückzugsorte fungieren. Augenzwinkernd hob Bürgermeister Amend die Bodenständigkeit Heinrich Spittlers hervor: ein lockerer Austausch unter Hundefreunden habe immer eine gute Atmosphäre und erste Anknüpfungspunkte gebracht.
Die offizielle Entpflichtung Pfarrer Heinrich W. Spittlers von seinen Aufgaben fand während des Festgottesdienstes statt, den Pfarrer Spittler selbst, Pfarrer Kelinske, Lohr, Pfarrer Nachtrab, Partenstein, und Dekan Roth, Lohr, gestalteten. Dekanatskantor Mark Genzel setzte gemeinsam mit dem Posaunenchor Partenstein und weiteren Mitwirkenden klangvolle musikalische Akzente.
„Ich bin im Grunde froh, am Sonntag Laetare meinen Abschied feiern zu können. Laetare, das heißt doch ‚Freue dich!‘ Aber es ist auch ein sehr schwerer Tag für mich. Ich habe meinen Dienst wirklich gerne verrichtet“, gestand Pfarrer Spittler sichtlich bewegt. Die Fülle der Dankbarkeit und Freude bei gleichzeitigem Abschiedsschmerz zog sich durch Gottesdienst und Empfang. In seiner Predigt entfaltete Pfarrer Spittler sein Glaubens- und Lebensthema: Gottvertrauen. Es habe ihn durch die Jahre als Seelsorger und Supervisor an der Ost- und Westküste der USA ebenso getragen wie durch die Jahre am Uni-Klinikum Würzburg und schließlich als Klinikseelsorger im Lohrer Raum und in der Gemeindearbeit mit Bauausschüssen und Kirchenvorstandssitzungen.
„Besonderen Respekt zollen wir für die seelsorgliche Begleitung schwer erkrankter Menschen über lange Zeiträume hinweg. Diese Arbeit verlangt einem Pfarrer das Äußerste an Kraft ab“, hob Dekan Roth während der Rückschau auf die beruflichen Stationen hervor. Er dankte Pfarrer Spittler zudem für die in den letzten zehn Jahren voll ausgefaltete Leidenschaft, in vielen Gottesdiensten in den Gemeinden, Kliniken und nicht zuletzt in den Seniorenzentren das Evangelium zu predigen.
Viele Mitglieder des Pfarrkapitels des Evangelischen Dekanatsbezirks Lohr, Mitglieder des Dekanatsausschusses, Lektoren und Prädikantinnen, Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher, Gemeindeglieder, Wegbegleiter und persönliche Freunde feierten den Abendmahlsgottesdienst mit. Die Seniorin des Pfarrkapitels, Pfarrerin Barbara Weichert, Zeitlofs, überreichte Pfarrer Spittler einen Laetare-Strauß, der einlade, inmitten der Passionszeit einen hoffnungsvollen Blick auf Leben und Auferstehung Christi zu werfen. Sie hob Pfarrer Spittlers wachsame Aufmerksamkeit hervor, mit der er den Menschen so begegnet sei, dass sie sich gesehen fühlten. Er habe Spuren im Pfarrkapitel gelegt und wertvolle, ermutigende Feedbacks gegeben. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns - dieses Bibelwort aus dem zweiten Korintherbrief aufnehmend sprach Pfarrerin Weichert von Heinrich Spittlers Mut, auch Schweres aus seinem Leben zu teilen und damit ganz zart etwas in seine Worte hineinzulegen, das die Kraft Gottes zu anderen hintrage.
Souverän und charmant führte Frau Susanne Balzer-Endres, Vertrauensfrau des Kirchenvorstands Partenstein, von Beitrag zu Beitrag beim Empfang im Ulmer-Saal. Sie hatte gemeinsam mit der Vertrauensfrau des Kirchenvorstands Lohr, Frau Doris Lang, und einem gemeindeübergreifenden Team die Organisation, liebevolle Dekoration und kulinarische Versorgung übernommen. Michael Donath, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Lohr, drückte in seinem Grußwort die Hoffnung aus, dass Pfarrer Spittler als kompetenter Referent auch zukünftig seine Erfahrung und sein Wissen bei der Ausbildung der Alltagsbegleiter weitergeben werde. Der CVJM Lohr motivierte die Gäste zum gemeinsamen Singen eines Segensliedes und auch der Kirchenvorstand Lohr verabschiedete sich mit einem textlich bearbeiteten Lied. Pfarrer Michael Nachtrab, Partenstein, bedankte sich im Namen aller auch bei Frau Barbara Koch-Spittler und der ganzen Familie für Unterstützung und Rückhalt. Mit wenigen Worten brachte er die seelsorgliche Gabe Pfarrer Spittlers noch einmal auf den Punkt: er erinnerte an ein auf einer Intensivstation von Heinrich Spittler gesungenes „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, das verzweifelten Angehörigen im Angesicht des Todes wieder Raum zum Atmen gab. Und schließlich zitierte Pfarrer Nachtrab mit Humor und noch mehr Ernst Pfarrer Spittlers gekonnte Abwandlung eines Schlagers „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Gottes Liebe nicht“: Gottvertrauen - Pfarrer Spittlers Glaubens- und Lebensthema.